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00:05
Unsere Erde: Eine faszinierende
und verletzliche Welt.
Seit jeher versuchen wir,
unseren Planeten zu vermessen.
Wir wollen uns
auf ihm zurechtfinden.
Mit einfachsten Methoden erfassen
die Gelehrten der Antike die Welt.
Und kommen
zu bemerkenswerten Ergebnissen.
Seither wurde fast jeder Quadratmeter
an Land kartiert.
Auch mit Hilfe
modernster Satellitentechnik.
Wer exakte Daten über die Erde
besitzt, hat große Vorteile.
Weltweit schreiben Wissenschaftler
diese abenteuerliche Forschungsreise
der Menschheit fort.
Wir werfen einen Blick in die
Vergangenheit, die Gegenwart
und die Zukunft
der Vermessung unserer Erde.
Kaum eine Linie
ist so berühmt wie diese.
Der Nullmeridian in Greenwich.
Er gibt weltweit Zeit und Datum an.
Er ist die Bezugsachse
für alle Längengrade der Erde.
Und ein Weltzeittag beginnt, wenn
hier in Greenwich Mitternacht ist.
1884 wurde das festgelegt,
dass diese Linie hier durchgeht.
London war über Jahrhunderte
die Hauptstadt eines Weltreichs.
01:47
Die Geschichte
der Vermessung der Erde
wäre ohne London nicht denkbar.
Die Weltstadt an der Themse
ist zu Zeiten des Empires
der Ausgangspunkt für unzählige
Forschungsexpeditionen
auf alle Kontinente.
Wissenschaftliche Beobachtungen
und Erkenntnisse
werden über die Jahrhunderte hier
gesammelt, gesichtet und geordnet.
Bis in die kleinsten Gassen
der Metropole
ist dieser Entdeckergeist
bis heute zu spüren.
Kein Zufall, dass eine der
exklusivsten Globus-Manufakturen
der Welt hier in London
zu finden ist.
Eine faszinierende Manufaktur, die
die Begeisterung der Menschen hier
für Weltkugeln widerspiegelt.
Das sind handgemachte Unikate.
Wunderschön.
Ich muss ja bei dem Anblick
von einem Globus
immer an Weihnachten 1968 denken.
Da war ich acht Jahre alt.
Und im Fernsehen liefen
unglaubliche Bilder von der Erde
vom Weltraum aus gesehen.
Die hatten uns
die Apollo 8-Astronauten geschickt.
Und eine biblische Botschaft dazu.
Für mich gehören
die Fotos von Apollo 8
03:35
zu den wichtigsten
der Menschheitsgeschichte.
Die haben mich damals so fasziniert,
dass ich mich bei der NASA
beworben habe als Astronaut.
Und die Absage habe
ich heute noch hier.
Die Bilder von 1968 zeigen uns
eine Erde, die in weiten Teilen
den Denkern der Antike
schon bekannt war.
Klar, die kannten noch keinen
amerikanischen Kontinent.
Die kannten auch Australien nicht.
Aber sie wussten von Europa,
von Afrika und Asien.
Wie haben die das damals gemacht?
Und wer hat als Erster angefangen,
die Erde zu vermessen?
Die Anfänge der Vermessung
reichen zurück bis in die Frühzeit.
Als Jäger und Sammler brauchen
unsere Vorfahren Orientierung,
um sich in ihrer Umgebung
zurechtzufinden.
Sehr wahrscheinlich
machen sie sich Landmarken
und Beobachtungen der Natur zunutze.
Ein Blick zu den immer
wiederkehrenden Formationen
der Gestirne verschafft den Menschen
zudem Orientierung und Sicherheit.
Die weltweit älteste konkrete
Darstellung astronomischer Phänomene
04:50
ist die Himmelsscheibe von Nebra.
Bereits vor mehr als 3600 Jahren
stellten kundige Astronomen
ihr Wissen in einer Mondsichel,
einem Vollmond oder der Sonne dar.
Und in insgesamt 32 Sternen.
Der als Plejaden
gedeutete Sternhaufen
hat große Bedeutung
für den bäuerlichen Kalender.
Zeitpunkt für Aussaat
und Ernte lassen sich
aus bestimmten Konstellationen
der Gestirne ableiten.
So gilt die bronzezeitliche
Himmelsscheibe von Nebra
als erstes astronomisches Werk.
In dem Vorgänge
der Himmelsmechanik analysiert
und festgehalten werden.
Eine Meisterleistung
früher Astronomen.
Für einen einfachen Bauern war diese
Scheibe sicher nicht bestimmt.
Der orientierte sich eher
am Wachstum der Weidenkätzchen,
als an der Konstellation
von Sternen.
Diese fünf Pfund schwere Kostbarkeit
aus Gold, Kupfer und Zinn
gehörte wahrscheinlich einer
einflussreichen Persönlichkeit.
Der Adel schätzte die Kenntnisse
der Astronomen außerordentlich.
Bei wichtigen Entscheidungen
wurden die Sternenkundigen
06:03
nach ihrer Meinung gefragt.
Vor allem, wenn es
um den Erhalt der Macht ging.
Damals war es der Blick
von unten in den Himmel,
der Sicherheit geben sollte.
Heute kontrollieren wir den
ganzen Planeten von oben herab.
Hinaus ins Universum. Dieser Schritt
revolutionierte unser Leben.
Es sind die Datensammler aus dem All,
die unseren Alltag prägen.
Über 1000 Satelliten kreisen um
die Erde und vermessen unsere Welt.
Bis auf den Zentimeter genau.
Wissenschaftler
des Deutschen Zentrums
für Luft- und Raumfahrt
haben ein neues Kapitel
in der Vermessung
der Welt aufgeschlagen.
Im Oktober 2018 wurde
eine dreidimensionale Karte
unseres Planeten von unglaublicher
Genauigkeit veröffentlicht.
Stefan Dech ist verantwortlich
für die Aufbereitung der Daten
aus dem All.
TanDEM-X heißt die Mission.
Wir können nur mit zwei Augen
dreidimensional sehen.
So ist ein Tandem
von zwei Satelliten notwendig,
um eine 3D-Karte der Erdoberfläche
zu erstellen.
07:11
Die Satelliten müssen
im exakt selben Moment
denselben Punkt
mit ihren Radarwellen treffen.
Die Bilder wie hier
die Kitzbühler Alpen
entstehen im Erdbeobachtungszentrum
in Oberpfaffenhofen.
Mit einer Höhengenauigkeit
von weniger als einem Meter.
Grundsätzlich haben
Erdbeobachtungssatteliten
einen unschätzbaren Vorteil.
Sie machen wirklich
die gesamte Erde sichtbar.
Während die früheren Vermesser
sehr stark
auch punktuell unterwegs waren.
Und da sehr genau die Erdoberfläche
beschrieben haben, vermessen haben.
Machen die Satelliten
kontinuierliche Messungen
über die ganze Erde.
Und gestatten uns, dieses Bild zu
bekommen und dann die Veränderungen,
die auf der Erde stattfinden,
zu kartieren.
Die Datensammlung dient nicht nur
rein wissenschaftlichen Zwecken.
Das internationale Konsortium
"Airbus Defence and Space"
finanzierte das Projekt mit.
Es hat das Recht, die Datensätze
an Flughafenplaner, Straßenbauer
und Vermessungsämter
zu verkaufen.
08:22
Auch Militärstrategen
haben Interesse.
Dem Bundesverteidigungsministerium
waren die Daten
stolze 360 Millionen Euro wert.
Sie dienen als Grundlage
für militärische Aktivitäten.
Und sollen gemeinsam mit
befreundeten Staaten genutzt werden.
So wie hier das Viertel
um den Berliner Hauptbahnhof
können ganze Städte, unwegsame
Bergregionen und einsame Schluchten
mit dieser Technik
erschlossen werden.
Die Wissenschaftler hingegen
legen den Fokus auf Prozesse
und Veränderungen.
Etwa von Gletschern, Waldgebieten
und Meeresspiegeln.
Oft verursacht durch uns Menschen.
Wir müssen auf dem Planeten Erde
mit den Ressourcen, die wir haben,
nachhaltig umgehen.
Wir Menschen tun das momentan nicht.
Wir verbrauchen drei Erden pro Jahr.
Das kann man sich leicht vorstellen,
wenn wir das weiter tun,
dann werden die Lebensgrundlagen
für viele Menschen nach uns
nicht mehr so sein.
Deswegen müssen wir durch gute
Informationen dafür sorgen,
09:35
dass die Politik
Entscheidungsgrundlagen bekommt,
auf deren Basis man
die Entscheidung treffen kann,
die nachhaltiges Handeln
ermöglichen.
Da leistet die Erdbeobachtung
eine Schlüsselrolle.
Das Deutsche Zentrum
für Luft- und Raumfahrt
entwickelt bereits die
nächste Satelliten-Generation.
Die Forscher nutzen
eine der modernsten
Antennen-Messanlagen Europas.
Dieser speziell abgeschirmte Raum
ermöglicht Messungen
mit allerhöchster Genauigkeit.
Der gebürtige Brasilianer
Alberto Moreira leitet das Projekt.
Seine Vision heißt TandDEM-L.
Das Satelliten-Duo soll wesentlich
schneller als TanDEM-X arbeiten.
Und tief in Vegetation, Eis, Schnee
und den Erdboden eindringen.
Die Vermessung der Welt
wird nie aufhören.
Mit TanDEM-L können wir
Deformationen auf der Erdoberfläche
mit Millimetergenauigkeit vermessen.
Das brauchen wir, um Erdbeben
besser verstehen zu können.
Und auch für Infrastrukturplanung.
Wenn der Mensch
viel Grundwasser nutzt,
10:46
dann sinkt die Erdoberfläche
sogar mehrere Zentimeter.
Das werden wir mit TanDEM-L
in einer Qualität vermessen können,
was heute nicht möglich ist.
Zu allen Zeiten hat die Vermessung
der Erde die Menschen angetrieben.
Schon im alten Ägypten
gab es dafür gute Gründe.
Wie im Wadi Hammamat,
einem Trockental
am östlichen Rand der Sahara.
Um 1155 v. Chr. entsteht hier
eine der ältesten erhaltenen Karten
der Welt.
Der Hintergrund:
Im Wadi Hammamat lagern
wertvolle Gesteine und Bodenschätze.
Den Auftrag für die Karte
gibt Ramses IV.
Der Pharao stützt seine Macht
auch auf die hier
verzeichneten Informationen.
Goldvorkommen werden verortet.
Aber auch eine spezielle
Sandsteinart, die Grauwacke.
Grauwacke eignet sich besonders gut
als Baustein für die
prunkvollen Tempel und Paläste
im etwa 70 km entfernten Theben,
dem heutigen Luxor.
Transportiert werden Steinquader
und Bodenschätze
auf einer wichtigen Handelsroute,
die durch dieses Wadi führt.
12:02
Sie verbindet das Rote Meer
mit dem Nil-Tal.
Angefertigt auf Papyrus gleicht die
älteste geologische Karte der Welt
einem schematischen Lageplan.
Der hell eingezeichnete Hauptweg
entspricht dem topographischen
Verlauf des Wadi Hammamat.
Dunkle Flächen symbolisieren Berge
und zeigen das Vorkommen
von Grauwacke an.
Rötlich eingezeichnet: Granit.
Auch Goldlagerstätten und Steinbrüche
sind lokalisiert.
Mehr als 3000 Jahre hat
der "Turiner Papyrus" überdauert.
Es ging damals im alten Ägypten,
so wie heute, um Orientierung.
Landkarten, wie man sie hier
im kleinen, aber feinen
"Map House" findet, entstanden
allerdings viel später.
Erstaunlich, von den Griechen sind
keine Karten erhalten geblieben.
Dabei haben sie uns ihren Blick
auf die Welt ganz genau beschrieben.
Es ging ihnen dabei weniger
um eine zweckorientierte,
als vielmehr um eine ganzheitliche
Betrachtung der Welt.
Sie suchten nach Erklärungen.
Aber jetzt nicht mehr bei den
Göttern, sondern in der Natur.
13:13
Letztlich waren es
Aristoteles und Eratosthenes,
die das Bild von der Erde
revolutionierten.
Ein ganz entscheidender Schritt
fand im wissenschaftlichen Zentrum
der damals bekannten Welt statt:
in Alexandria.
Die Hafenstadt an der Küste Ägyptens
war in den Jahrhunderten
vor Christi Geburt das intellektuelle
Zentrum der antiken Welt.
Durch die Eroberungen
Alexanders des Großen
ist die Welt größer geworden.
Er brachte Berichte von
bis dahin unbekannten Regionen mit.
Und erstaunlich exakte
Entfernungsangaben
durch seine Schrittzähler.
In der Bibliothek von Alexandria
wird dieses Wissen gesammelt.
Der griechische Universal-Gelehrte
Eratosthenes leitet diese Bibliothek
rund 50 Jahre lang.
Er will das Wissen der Zeit
in einer Weltbeschreibung
und einer Karte zusammenfassen.
Um die Größe
und die Lage der bekannten Welt
korrekt in eine Karte einzutragen,
bedient er sich
eines Koordinatennetzes.
Einem Vorläufer
des heutigen Gradnetzes.
Auch als Lehrer ist er tätig.
So vermittelt er seinen Schülern
unter anderem,
14:21
dass die Erde eine Kugel ist.
Eine Erkenntnis,
zu der bereits Aristoteles
rund 150 Jahre zuvor gekommen ist.
An der Küste lässt Eratosthenes
seine Schüler eine
alltägliche Situation beobachten.
Ein Schiff
wird mit Handelsgütern beladen.
Gleich wird es den Hafen verlassen
und aufs offene Meer hinausfahren.
Jetzt wird es spannend.
Zu Beginn sehen die Studenten
das ganze Schiff.
Je weiter sich das Boot entfernt,
umso mehr verschwindet
der Rumpf in den Wellen.
Bis am Horizont nur noch
der Mast zu erkennen ist.
Nur wenn die Erdoberfläche
gekrümmt ist,
verschwindet ein Boot auf diese Weise
aus dem Blickfeld des Beobachters.
Bei einem einzigen Beweis will es
der Gelehrte jedoch nicht belassen.
Eratosthenes demonstriert
seinen Schülern
das Phänomen einer
totalen Mondfinsternis.
Wenn sich die Erde genau
zwischen Sonne und Mond befindet.
Auch hier führt genaue Beobachtung
zur Erkenntnis.
Bei dieser Konstellation der Gestirne
schiebt sich der Erdschatten
15:51
zunächst in einem Kreissegment
über den Mond.
Bis er schließlich
den Trabanten ganz abdeckt.
Doch wie groß ist dieser Erdball?
Viele Jahre denkt der Grieche
über diese Frage nach.
Er ist häufig unterwegs
und beobachtet Himmel und Erde
ganz genau.
Das führt ihn schließlich
auf den richtigen Weg.
Am Tag der Sommersonnenwende
besucht Eratosthenes Syene,
das heutige Assuan.
Dass die Sonne am 21. Juni
genau senkrecht über Syene steht
zeigt der Blick
in einen tiefen Brunnen.
Das Spiegelbild der kompletten Sonne
ist zu sehen.
Nicht angeschnitten, wie er
es so oft beobachtet hatte.
Aus der Kombination
dieser Beobachtung
und exakten Winkel-
und Entfernungsmessungen
errechnet der Gelehrte den Umfang
der Erde erstaunlich exakt.
Statt 40.075 Kilometern
kommt er auf 39.325.
So richtig Eratosthenes lag
bei der Berechnung des Erdumfangs,
eine unglaubliche Leistung,
so schief lagen die Griechen
mit ihrer Vorstellung,
17:09
dass die Erde im Mittelpunkt
des Universums stand.
Das war verständlich.
Sie nutzten ja die Beobachtung
vom Nachthimmel,
dass nämlich die Sterne
am Firmament ihre Bahnen ziehen.
Der Übergang zum heliozentrischen,
dem heutigen Weltbild,
der vollzog sich mit Galileo Galilei
im 17. Jahrhundert.
Galilei war einer der Ersten,
der den Himmel mit einem Fernrohr
beobachtet hat.
Und er stellte fest:
Die Sonne steht im Mittelpunkt.
Und die Erde ist nur ein kleiner
Planet. Aber ein besonders schöner.
Es sind diese Bilder aus dem All,
die uns heute eine globale
Orientierung ermöglichen.
Über die Verteilung der Kontinente
und der Ozeane besteht kein Zweifel.
Während die Vermessung der Landmassen
weitgehend abgeschlossen ist,
sind die Meere
überwiegend unbekannte Regionen.
Nur ca. 15 % des Meeresbodens
sind bisher exakt kartiert.
Satellitentechnik allein hilft
in der Tiefsee nicht weiter.
Sie liefert zu ungenaue Ergebnisse.
Von Expeditionsschiffen aus
tauchen spezielle U-Boote
18:23
und ferngesteuerte Roboter
in die Tiefe
und geben per Sonar Einblicke
in die Topographie der Ozeanböden.
Die Wissenschaftler vom
"Geomar-Institut" in Kiel
sind federführend in der
europäischen Tiefseeforschung.
Das internationale Interesse
an der dunklen Welt ist groß.
Riesige Erdöl- und Erdgasfelder
werden vermutet.
Als Voraussetzung
für ihren Abbau verlangt
die Internationale Meeresbodenbehörde
eine exakte 3D-Kartierung
des Meeresbodens.
Die in der Nähe der schwarzen Raucher
abgelagerten Erzvorkommen
wie Gold und seltene Buntmetalle
versprechen hohe Gewinne.
Doch Tiefseeforschung
ist langwierig und teuer.
Ein Hindernis beim Wettlauf um die
Ausbeutung der vermuteten Schätze.
Weltweit sind daher
Forscher im Einsatz,
die neue Techniken entwickeln.
Um den Meeresboden kostengünstiger
und schneller
als bisher zu vermessen.
* Musik *
Wissenschaftler der Fraunhofer
Gesellschaft aus Karlsruhe
testen an der
spanischen Atlantikküste
19:47
den Prototyp eines neuen
Unterwasserfahrzeugs.
Mit seinem Team hat Gunnar Brink eine
autonome Tiefsee-Drohne entwickelt.
Sie soll die Vermessung
des Meeresbodens revolutionieren.
Ausgestattet mit modernsten
Messgeräten wird die Drohne
ihren Dienst
in der Tiefsee aufnehmen.
Wir wollen mit unseren
autonomen Fahrzeugen
die Voraussetzungen dafür schaffen.
Dass die Erkundung und Vermessung
der Weltmeere durchführbar
und bezahlbar wird.
Doch der Weg dahin ist lang.
Nach vielen Testläufen
in heimischen Baggerseen
muss sich das Gerät nun
auch im rauen Atlantik bewähren.
Der kühne Plan dieser Forscher klingt
wie aus einem Science-Fiction-Roman:
Das Herzstück ihrer Erfindung, die
autonome Drohne, gut zwei Meter lang
und 300 Kilo schwer.
Sie soll von einem ebenfalls
autonomen Katamaran
hinaus aufs Meer gebracht werden.
Dort wird die Drohne dann bis zu
einer Tiefe von 4000 Metern tauchen.
Und mit Sonar
den Meeresboden vermessen.
21:00
Quadratkilometer
für Quadratkilometer.
Aus den gesammelten Messdaten
können später exakte
3D-Karten erstellt werden.
Durch Schallwellen hält die Drohne
Kontakt mit dem Katamaran.
So ist gewährleistet, dass sich
die beiden autonomen Fahrzeuge
auf offener See nicht
aus den Augen verlieren.
Ist die Drohne zurück
an der Meeresoberfläche,
wird sie vom Katamaran eingefangen
und zurück ans Ufer geschleppt.
Soweit die Theorie.
Damit das Zusammenspiel von Drohne
und Katamaran optimal funktioniert,
müssen beide Komponenten
zunächst einzeln getestet werden.
Das langfristige Ziel ist,
diesen Planeten
überhaupt mal kennenzulernen.
Alle Kontinente der Welt passen
zusammen locker in den Pazifik rein.
Von der Fläche her.
Zwei Drittel unseres Planeten
kennt man fast gar nicht.
Man hat ein Vermögen ausgegeben,
um Mond, Mars und Venus
auf teilweise sieben Meter
genau zu kartieren.
Das ist es, was dieses Projekt
spannend macht.
Dass man ein Problem löst,
das die Welt verändern wird.
22:22
Jetzt kommt der Moment, dem Gunnar
Brink seit Langem entgegenfiebert:
Der Katamaran muss beweisen, dass er
selbstständig seinen Weg findet.
Und auch die Drohne
wird zum Testlauf losgeschickt.
Ans Tauchen ist noch nicht zu denken.
Zunächst einmal soll sie nur
autonom ihre Bahnen ziehen.
Wie von Geisterhand gesteuert
nimmt der Katamaran Fahrt auf.
Nach einer Stunde
hat er den Testlauf bestanden.
Ganz im Gegensatz zur Drohne,
die plötzlich außer Kontrolle gerät.
Und jeden Befehl verweigert.
Schon einmal mussten
die Forscher mit ansehen,
wie sich einer ihrer Prototypen
auf und davon machte.
Und 200.000 Euro im Meer versanken.
Dieses Mal haben sie Glück und
können die Drohne rechtzeitig bergen.
Jetzt muss die Technik erneut
überprüft und justiert werden.
Die Vermessung der Meere
ist eben ein langwieriges,
wenn auch lohnendes Geschäft.
Wer in Zukunft weiß, wo die
Rohstoffe auf dem Meeresboden
liegen, der ist klar im Vorteil.
Denn Wissen ist Macht.
23:34
Das wussten auch schon
die alten Römer.
Jetzt war der Bau einer solchen
Mauer wie der London Wall
zum Schutz ihrer Städte
schon eine Meisterleistung.
Aber in einem ganzen Imperium
den Überblick zu behalten,
zu wissen, wie lange
brauche ich von A nach B.
Wie groß sind die Entfernungen?
Das ist eine Herausforderung
ganz besonderer Art.
Und die Römer
hatten dafür Hilfsmittel.
Wie diese Groma.
Die gehörte praktisch
zur Standardausrüstung
eines römischen Landvermessers.
Mit ihrer Hilfe konnten die Römer
präzise rechte Winkel bestimmen.
Das war wichtig für den Bau
ihrer Militäranlagen.
Und für das Anlegen ihrer Straßen.
Vom 3. Jahrhundert v. Chr. an
beginnen die Römer,
ihr Reich mit einem Netz
gepflasterter Straßen zu durchziehen.
Sie dienen zunächst dem Militär.
Als Aufmarsch- und Versorgungswege
bei der Vergrößerung
und Sicherung des Weltreichs.
Vermessungsinstrumente sind unter
anderem Messschnüre und —Stäbe.
Auch Radumdrehungsmesser
liefern erstaunlich
exakte Entfernungsangaben.
24:42
Die Fernstraßen waren
bis zu sieben Meter breit.
So können die Legionäre
in Sechserreihen marschieren.
Auch berittene Kuriere
können Nachrichten auf dem
schnellsten Weg übermitteln.
Seine größte Ausdehnung
erreicht das römische Straßennetz
im 3. Jahrhundert n. Chr.
mit ca. 200.000 Kilometern.
Das Wegenetz wird zunehmend
von Händlern genutzt.
Wegbeschreibungen in Kartenform
informieren sie
über die wichtigsten Städte,
markante Punkte, Tagesetappen
und Entfernungen.
Einzig die mittelalterliche Kopie
einer solchen Karte
ist erhalten geblieben.
Sie verzeichnet das Straßennetz
von England über den Kontinent,
die Mittelmeergebiete, Griechenland,
die Türkei bis nach Indien.
Die 6,80 Meter lange
"Tabula Peutingeriana"
zeigt die römischen Straßen
um das Jahr 375.
Im Mittelpunkt steht Rom.
Die Karte ist mit ihren Angaben
strikt anwendungsorientiert.
Und erinnert eher
an einen modernen U-Bahnplan
als an eine maßstabsgetreue
topographische Karte.
26:03
So liegen die Städte Mainz,
Bingen und Trier
nahezu auf gleicher Höhe mit Rom.
Um Orientierung und Macht
geht es auch bei dem Globalen
Positions-System, kurz GPS.
Das nutzen wir tagtäglich.
Es wurde in den 1970er Jahren
für das US-Verteidigungsministerium
entwickelt.
Und weist uns heute in
fast jeden Winkel der Erde den Weg.
Allerdings sind die Vereinigten
Staaten jederzeit in der Lage,
das Signal zu verschlechtern
oder sogar ganz abzuschalten.
Eine Machtposition,
von der die europäischen Länder
nicht länger abhängig sein wollten.
Unter der Federführung der
europäischen Weltraum-Agentur ESA
bauen sie ihr eigenes System auf:
Galileo.
Es ist das weltweit erste
Satelliten-Navigationssystem,
das unter ziviler Kontrolle steht.
2020 soll Galileo mit 30 Satelliten
voll funktionsfähig sein.
Navigationssysteme gewinnen
eine immer größere Bedeutung
in unserem Leben.
Selbstfahrende Autos,
die von Satelliten geleitet werden,
27:24
sollen die Sicherheit
im Straßenverkehr erhöhen.
Computer machen weniger Fehler
als Menschen am Steuer.
Weltweit testen Ingenieure
derartige Fahrzeuge.
Und sie haben
eine kühne Zukunftsvision:
Eine ganze Flotte
miteinander vernetzter Fahrzeuge
soll für einen absolut unfall- und
staufreien Straßenverkehr sorgen.
Satelliten übernehmen die Kontrolle.
Wenn ich mir überlege, dass man
jeden unserer Schritte auf Erden
aus dem All beobachten kann...
Unser Alltag der totalen Kontrolle
unterliegt,
dann macht mir das schon
manchmal Angst.
Aber, da bin ich in guter Gesell-
schaft. Ah, da sind wir ja schon!
Denn Kontrolle
war ein beliebtes Machtinstrument
in allen Epochen der Geschichte.
Im Mittelalter
waren es die Kirchenmänner.
Auch die hier vom berühmten
Westminster Abbey in London,
die gerne ihre Schäfchen
unter Kontrolle halten wollten.
Aber sie gaben auch vor,
wie die ganze Welt auszusehen hat.
In der ständischen Ordnung
des Mittelalters
kommt der Kirche
eine machtvolle Rolle zu.
28:39
Der Klerus soll die Menschen
moralisch und sittlich festigen.
Und so ihr Seelenheil sichern.
Bauern und einfache Bürger,
die immerhin rund 90 %
der Bevölkerung ausmachen,
fügen sich in ihren harten Alltag.
Gottgegeben sei ihr Los,
predigt die Kirche.
Lesen und schreiben können
die allerwenigsten im dritten Stand.
Das Bildungsmonopol
liegt in den Händen der Kirche.
Christliche Schulen und Universitäten
werden gegründet.
Sie lehren das Wissen der Zeit.
Mit den Aussagen der Bibel muss es
allerdings in Einklang stehen.
Daneben entwickeln sich Klöster
zu Zentren des Wissens.
Im Benediktinerinnen-Kloster Ebstorf
taucht 1830
eine kunstvolle Weltkarte auf.
Ein Sensationsfund.
Die Ebstorfer Karte
entstand um 1300.
Und weist typische Merkmale
der "mappae mundi" auf.
Die zeigen die Welt so, wie es
zur christlichen Lehre passt.
Die Karte ist nicht nach Norden,
sondern nach Osten ausgerichtet.
29:54
Dort wird das Paradies verortet.
Und Jesus Christus thront über allem.
Der Schöpfer dieser Karte
stellt die Erde kreisförmig dar.
Aufgeteilt in die damals
bekannten drei Kontinente:
Afrika, Asien und Europa.
Im Zentrum Jerusalem
als zentraler Ort des Christentums.
Biblische Geschichten
werden symbolisch dargestellt,
wie der Turmbau zu Babel.
Oder die Arche Noah.
Die Ebstorfer Karte erinnert
die Menschen im Mittelalter daran,
dass Katastrophen als
göttliche Strafe zu verstehen sind.
Heute hat sich der Blick
auf Naturkatastrophen gewandelt.
Wissenschaftler suchen
nach Erklärungen und Wegen
für möglichst genaue Vorhersagen.
Ausdruck des uralten
Menschheitstraums,
die Welt beherrschbar zu machen.
So auch auf Kamtschatka.
Dem Forschungsziel von Thomas Walter.
Der Vulkanologe arbeitet seit Jahren
in dieser explosiven Gegend.
140 Vulkane reihen sich
auf Kamtschatka aneinander.
Rund 30 sind aktiv.
31:11
Für das deutsch-russische
Forscherteam
perfekte Vermessungsobjekte.
Auf halber Höhe
des Vulkans Bezymyanni
erreichen die Wissenschaftler
ihr Basislager.
Es liegt in einem der entlegensten
und unwirtlichsten Winkel der Erde.
Thomas Walter
hat schon viele Expeditionen
auf Kamtschatka geleitet.
Dabei konnte er
immer wieder beobachten,
wie sehr sich Vulkane und damit die
Erde nach einem Ausbruch verändern.
Wir brauchen auch Glück
und ein gewisses Gespür
für die Aktivität eines Vulkanes.
Bezymyanni gehört schon
zu den aktiveren Vulkanen.
Wir haben deswegen 2017,
als alle Zeichen drauf hindeuteten,
dass der Vulkan seine Aktivität
beibehält, Instrumente rausgebracht:
Gemeinsam mit Kollegen
Seismometer, Kameras.
Und auch schon im vergangenen Jahr
verschiedene Überflüge
auch mit Infrarot-Kameras.
Jetzt wollen wir die Änderungen
seit letztem Jahr auch vermessen.
Von allen Seiten nehmen die Forscher
den Vulkan ins Visier.
Aufbruch zum Kraterrand. Er liegt
auf über 2800 Metern Höhe.
32:28
Der Bezymyanni gehört
zu einem geologischen Hotspot.
Die ganze Region gilt als das Herz
des Pazifischen Feuerrings.
Hier schiebt sich die Pazifische
Platte unter die Ochotskische.
Mit bis zu 8 cm pro Jahr
ist dies die zweitschnellste
Subduktionsbewegung auf der Erde.
Das hat auch den Bezymyanni
wachgerüttelt.
Rund 1000 Jahre hatte er geruht,
ehe er im Herbst 1955
plötzlich wieder aktiv wurde.
Einer der heftigsten Vulkanausbrüche
des 20. Jahrhunderts.
Die Explosion sprengte den Gipfel.
Und ließ den Vulkan
rund 200 Meter kleiner zurück.
Die Höhe der Aschesäule
erreichte 40 Kilometer.
Seitdem ist der Feuerberg
ununterbrochen aktiv.
Ein ideales Forschungsobjekt
für Langzeitbeobachtungen.
Seit einem Jahr sind
seismische Messgeräte und Kameras
in Kraternähe installiert.
Jetzt sollen sie geborgen werden.
Die Forscher hoffen, dass ihre Geräte
die Aktivitäten des Vulkans
unbeschadet überstanden haben.
Seit der letzten Expedition
hat sich die Umgebung verändert.
33:44
Die ständige Aktivität des Berges
hat immer wieder Material ausgeworfen
und in die Umgebung geschleudert.
Nur per GPS
lassen sich die verschütteten
Messgeräte wiederfinden.
Neben den Daten sind auch die
Instrumente selbst von Interesse.
Sind sie geeignet,
auch an anderen Vulkanen der Welt
eingesetzt zu werden?
Und für verlässliche Vorhersagen
zu sorgen?
Wie alle Feuerberge
stellen auch die Vulkane Kamtschatkas
ein großes Risiko
für die Luftfahrt dar.
Liegen sie doch an einer
der wichtigsten Flugrouten
zwischen Asien und Amerika.
Aus der Luft kommt eine weitere
Vermessungstechnik zum Einsatz.
Der Blick von oben auf den Kraterrand
und den rauchenden Lavadom
in der Mitte des Kraters wird von
einer Wärmebildkamera festgehalten.
Fumarole werden sichtbar.
Dort treten heißer Wasserdampf
oder Gase aus.
Indizien für
einen möglichen Ausbruch.
Seit gut drei Stunden sind
Thomas Walter und sein Team
zum Kraterrand unterwegs.
35:02
Keine ungefährliche Expedition.
Diese Vulkane gelten
als komplett unberechenbar.
Deswegen ist es schon sehr wichtig,
erst mal zu erkennen
oder Vorboten von Eruption
zu erkennen.
Das ist an diesem Vulkantyp
so schwierig,
weil sich die Musik nur an einem
kleinen Gipfelbereich abspielt.
Der Krater hat vielleicht
200 Meter Durchmesser.
Und dieser Bereich ist auch für uns
heute nicht zugängig.
Da helfen jetzt neue Methoden,
Drohnen insbesondere.
Die haben unsere Arbeit
revolutioniert.
Vom Kraterrand aus blicken
die Forscher auf den Lavadom,
der sich in der Mitte des Kraters
gebildet hat.
Ihre Drohnen haben sie
mit Spezialkameras ausgerüstet.
So vermessen sie den zentralen
Bereich des Vulkans zentimetergenau.
Und stellen mögliche Veränderungen
zur letzten Messkampagne fest.
Der rauchende Dom ist der
gefährlichste Teil des Vulkans.
Aus all diesen Aufnahmen wird später
ein Oberflächenmodell erstellt.
Kleinste Risse werden sichtbar
und liefern wichtige Informationen,
36:16
an welcher Stelle der Vulkan
als nächstes ausbrechen könnte.
Es gibt keine Region in der Welt,
wo wir so viele
derartige dombildende Vulkane
untersuchen können.
Und das vor allem in Ruhe.
Wir haben keine störenden Einflüsse,
keine Industrie,
keinen Lastwagenverkehr
an nahegelegenen Straßen.
Somit sind unsere Daten,
die wir hier erheben können,
von außerordentlicher Qualität.
Der Stand der modernen
Vulkanforschung zeigt beispielhaft,
welche Fortschritte
die Vermessung unserer Erde
in den letzten Jahrhunderten
gemacht hat.
Vulkane vermessen
und ihre Aktivität vorhersagen.
Das war für die Gelehrten
des Mittelalters unvorstellbar.
Aber in dieser Zeit
wurde eine Erfindung gemacht,
die die Vermessung der Welt
voranbrachte:
Der trockene Kompass.
Die magnetische Nadel
zeigt dabei
die Nord-Süd-Richtung an.
Die Chinesen hatten bereits
im 3. Jahrhundert vor Christi Geburt
den "Nassen Kompass" erfunden.
Dabei schwimmt
die magnetische Nadel im Wasser.
Das war für die Seefahrt
nur bedingt einsatzfähig.
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Warum war der Kompass
im späten Mittelalter so begehrt?
Es ging natürlich
wieder mal ums Geld.
Als der Handel zunahm,
musste alles viel schneller gehen.
Und wer da die kürzere Route
übers Meer kannte,
der bekam mehr Aufträge
als die Konkurrenz.
Die Schiffsrouten verlaufen meist
entlang der Küsten.
Zwar liegen den Kapitänen
Küstenbeschreibungen vor.
Aber die sind sehr ungenau.
Erst Kompass und ein neuer Kartentyp
machen die Seereise
zwischen den Handelsmetropolen
Venedig und Genua
und den Ländern der Levante
sicherer und schneller.
"Portolano" — "Liste der Häfen"
wird der neue Kartentyp genannt.
Es sind reine Gebrauchskarten.
Mallorca wird
im 14. Jahrhundert neben Italien
zu einem Zentrum
dieser neuen Kartenkunst.
Auf der Insel
laufen wichtige Handels- und
Informationsströme zusammen.
Außerdem bevölkern Schafe und Ziegen
die Weiden rund um die Hauptstadt.
Für Kartenmacher
unerlässliche Rohstofflieferanten.
Zu Pergament verarbeitet sind
Tierhäute das perfekte Material
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für die Kartenproduktion
und den Gebrauch auf See:
Wetterunempfindlich und rollbar.
Einer der wichtigsten Kartographen in
Palma ist der Jude Abraham Cresques.
Mitbegründer
der Katalanischen Schule.
Die auf Mallorca hergestellten
Portolane sind nicht nur berühmt
für ihren Detailreichtum.
Sie beziehen erstmals auch
neben den Küsten das Inland mit ein.
Charakteristisch für alle
Portolan-Karten sind Kompasslinien.
Ausgehend von Wind-
oder Kompass-Rosen.
Diese Rumbenlinien
überziehen die gesamte Karte.
Und dienen den Seeleuten
als Hilfslinien,
um einen Kurs einzuhalten.
Jetzt ist es möglich, auch über
das offene Meer sicher zu navigieren.
Und das Ziel schneller als bisher
zu erreichen.
Detaillierte Beschriftungen
informieren zudem über Häfen,
Untiefen und Entfernungen.
Die Karten können von allen Seiten
gelesen werden.
Der Nutzer dreht sie einfach so,
wie es für die Bestimmung
seines Ziels notwendig ist.
Im westlichen Mittelmeer
ist die Nachfrage nach Portolanen
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besonders groß.
Ein Erlass des Königs von Aragon
schreibt 1354 vor,
dass jedes Schiff mindestens zwei
dieser Karten an Bord haben muss.
Cresques und sein Sohn Jehuda
profitieren
von der guten Auftragslage.
Portolane aus ihrer Werkstatt
sind besonders begehrt.
Gelten sie doch als die genauesten
und wertvollsten der Zeit.
Ihr Meisterstück liefern Vater
und Sohn 1375
mit ihrem Katalanischen Atlas ab.
Eine Auftragsarbeit
des Königs von Aragon.
Das kunstvolle Kartenwerk
soll ein großzügiges Staatspräsent
für Karl V.,
den französischen König sein.
In sechs Tafeln stellt der Atlas
die bekannte Welt dar.
Von den Kanarischen Inseln
bis nach China.
Als wichtige Informationsquelle nutzt
Cresques die Berichte von Händlern
und Weltreisenden.
Als der Kartograph
das einzigartige Kartenwerk
an den königlichen Abgesandten
übergibt,
bezeichnet er sich stolz als Meister
der Weltkarten und Kompasse.
Der Katalanische Atlas geht
weit über die einfachen Portolane
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für den Seemannsgebrauch hinaus und
macht seinen Erschaffer unsterblich.
Bis heute gilt das Dokument als ein
Schlüsselwerk in der Kartographie.
Wie man hier im Maphouse sieht,
haben die Menschen damals ihr Wissen
über die Welt nicht nur
auf Karten dargestellt.
Sondern auch auf Globen.
Und die Faszination dieser Erdkugeln
ist ja bis heute ungebrochen.
Das hier ist der älteste
erhaltene Globus der Welt.
Das ist natürlich nur eine Replik.
Er wurde 1492 unter der Anleitung
des Nürnberger Tuchhändlers
und Seefahrers Martin Behaim
hergestellt.
Und er präsentiert sozusagen
das Wissen über die Erde
von damals.
Das, was man meinte,
über sie zu wissen.
So meinte man, dass Europa
und Asien, also Eurasien,
sich über 234 Längengrade erstreckt.
Es sind aber nur 181.
Das heißt, Europa und Asien sind
auf diesem Globus viel zu breit.
Das Mittelmeer ist viel zu lang.
Und der Atlantik
ist auch viel zu schmal.
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Und dieser viel zu schmale Atlantik
ließ Kolumbus zeitlebens
glauben,
dass er 1492 den Seeweg
nach Indien entdeckt hat.
Aber das ist eine
ganz andere Geschichte.
Untertitel im Auftrag des ZDF,
2019
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